Liebe Luise,
Ich habe in der Woche deines 2. Todestages Freudenberg besucht und habe nochmals all diese schicksalsbeladenen Orte besucht. Die Zeit vergeht und alles scheint in der Öffentlichkeit so langsam weit in den Hintergrund zu rücken, wie Schatten, die so langsam im Nebel der Zeit verschwimmen. Und dennoch kann ich dich nicht vergessen und ich kann nicht aufhören, an deine Familie zu denken.
Du wärst mittlerweile auf dem Weg eine junge Frau zu werden. Was würdest du gerade tun, was für Lebenspläne würdest du aktuell schmieden, wohin würde dein Weg dich führen? Fragen, die auf ewig unbeantwortet bleiben und es erfüllt mich mit Schwermut und Traurigkeit, dass dir all die Erfahrungen, die ein erfülltes Leben mit sich bringen verwehrt bleiben.
Und ich stand morgens früh nochmals kurz an deinem Grab, einem Ort, der einem so unwirklich erscheint, als gehöre er nicht zu dieser Welt. Und ich bin mir sicher, dass ein Teil von mir in diesem Grab zurückbleibt und genauso sicher bin ich, dass ein Teil von dir mich begleitet bis zu dem Zeitpunkt, an dem ich selbst durch diese letzte Tür gehe. Dieser Teil leitet mich aktuell bei vielen Dingen, für die ich mich derzeit engagiere, und so bist du mittlerweile zum persönlichen Schutzengel so einiger Menschen geworden.
Lieber Engel, kleines Vögelchen, meine Gedanken und ein exponierter Platz in meinem Herzen gehören dir und mein Mitgefühl gilt uneingeschränkt deinen Eltern und deiner Schwester.
